Es gibt unterschiedliche Gründe, warum Hunde ihr Augenlicht verlieren. Der Abbau der Sehfähigkeit im Alter durch eine nachlassende Flexibilität der Linse (Alterssichtigkeit), ein Glaukom, die Progressive Retina Atrophie oder Grauer Star sind nur Beispiele.
Erfahren wir als Hundehalter*innen, dass unser Hund erblinden wird, ist die Erschütterung groß.
Unser Hund wird massiv eingeschränkt sein, er wird deutlich abhängiger von uns sein als bisher. Er wird Ängste und Einschränkungen erleben. Und unser eigenes Bild von Streifzügen durch die Natur mit einem ausgelassen tobenden Hund, von temperamentvollem Spiel mit anderen Hunden sowie gemeinsamen Aktivitäten zerplatzt wie eine Seifenblase!
Aber es ist keine Zeit für Trauer oder Schicksalsergebenheit!
Wir sollten ab sofort beginnen unseren Hund und uns auf die Veränderung vorzubereiten, ihn begleiten und unterstützen. Dafür sind kleine Anpassungen im Alltag hilfreich:
Viele Hunde lieben es zu apportieren oder an der Hetzangel einen BeuteBeutel oder Spielzeug zu erjagen. Auf ebener Fläche ohne Hindernisse kann dies auch ein blinder Hund. Dafür braucht es Gegenstände am BeuteBeutel, die Geräusche hervorrufen: eine kleine Klingel oder, wie oben beschrieben, Unterlegscheiben am Bändchen, erzeugen beim Aufprall auf den Boden ein Geräusch. Hunde können sich die Richtung dieses Geräusches merken und sich daran orientieren. Je früher sie lernen, sich die Distanzen zu merken und dann die Nase zu gebrauchen, desto leichter fällt es ihnen später. Mehrere BeuteBeutel können mit unterschiedlichen Geräuschen ausgestattet werden, so dass unser Hund mit der Zeit noch mehr herausgefordert werden kann.
Wir können auch einen blinden Hund heranrufen oder von uns wegschicken und ihn zu einem (nicht zu kleinen) Gegenstand dirigieren, indem wir die Sprachrichtung anpassen. Soll er zu uns kommen rufen wir wiederholt das Signal („Hier“, „zu mir“ etc.) und blicken dabei neben uns auf den Boden. Wir rufen sozusagen in den Erdboden. Unser Hund kann „der Spur des Schalls“ folgen und sich genau zu der Stelle orientieren, an der der Schall den Boden trifft. Ebenso funktioniert das „voranschicken“ zu einem Ziel: auf dem „akustischen Strahl“ kann der Hund sich vorwärts bewegen und hört sogar, wenn der Schall sich in einem Hindernis bricht. Mit einem „Stopp“ und einer Richtungsänderung meiner Sprachrichtung (Kopfdrehung, besser noch den ganzen Körper bewegen) kann ich sogar, mit viel Übung, erreichen, dass mein Hund Hindernisse umläuft.
Eine gute Möglichkeit um mit dem Hund für später zu üben ist die abendlich aufkommende Dunkelheit.
Fährtenarbeit: hierbei sollte ich darauf achten, dass mein Hund fortlaufende Spuren in sicherer Umgebung getröpfelt bekommt. Am Wegesrand stehende Dornengebüsche, Unterholz etc. sind tabu. Eine fortlaufende Spur (ca. alle drei Schritte tröpfeln) kann ein allzu starkes Pendeln beim suchen verhindern, was den erblindeten Hund gefährden würde. Der Schwierigkeitsgrad kann trotzdem sehr hoch sein, indem die Konzentration des Fährtengeruches im Wasser sehr gering gehalten wird.
Unser Hund verliert nicht nur sein Augenlicht“, sondern kann auch Ängste entwickeln und sein Selbstbewusstsein verlieren.
Daher ist es wichtig, ihm nicht mit zu viel Mitleid, sondern viel Zuversicht zu begegnen.
Wenn er uns anzeigt „ich brauche dich“ sind wir da, halten ihn, wenn er die Orientierung verliert.
Wir geben ihm von nun an auf unseren Ausflügen mehr Zeit, um sich mit der Nase zu orientieren, in die Umgebung zu hören etc.
Um sein Gefühl von Selbstwirksamkeit zu stärken und ihm Selbstbewusstsein zu ermöglichen, darf er täglich sein Futter erarbeiten und, wenn möglich, seine Frustration und Spannung ausleben an Kartons, die geschreddert werden dürfen und Kauartikeln.
Bei Indoor Schnüffel-Spielen kann er seine Kompetenzen unter Beweis stellen.
Wir sorgen dafür, dass das Leben unserer Hunde bunt und fröhlich bleibt!
Karin Jansen
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